In den letzten Tagen lese ich auf Facebook gehäuft Beiträge zum Thema Cover von Selfpublishern.
Der O-Ton ...
... ist immer derselbe: Selfpublisher sind alle zu untalentiert, um ihre Cover zu gestalten und wissen die Arbeit der Profis nicht zu schätzen.
Solche Aussagen finde ich schwierig. Ich meine ja, bei manchen Covern kann ich einfach nur den Kopf schütteln. Ein einfarbiger Hintergrund mit einem verpixelten Minibild eines Pixabayfotos ist für mich tatsächlich kein ernstzunehmendes Cover. Die Autoren, die ihre Bücher auf diese Art präsentieren, sollten tatsächlich über einen Designer nachdenken. Nicht falsch verstehen, ich halte meine Cover nicht für perfekt, aber ich wachse daran und werde stetig besser, weil ich weiß, dass ich nicht perfekt bin. Einige wissen dies leider nicht.
Ein kleines Experiment
Probeweise haben eine Kollegin und ich ein Cover von jemanden in einer Facebook-gruppe hochgeladen und nach Rück-meldung gefragt. Diese kamen dann auch. Zunächst wurde von allen gesagt, wie schön das Cover doch sei usw. Dann im Verlauf der Diskussion fragte jemand, wer das Cover denn gemacht hätte und die Kollegin gestand, es selbst gewesen zu sein. Darauf hin brach ein regelrechtes Bashing aus. Plötzlich war das Cover, was vorher als super gelungen galt absolut dilettantisch und mies. Selbst jene, die es vorher für gut befunden hatten, meinten plötzlich es sei vollkommen ungenügend.
Der Ausgang dieses Experimentes war für mich ein ganz klarer Grund dafür, in Facebookgruppen für Autoren nicht mehr nach Hilfe zu fragen, was solche Dinge angeht. Auch meine Kollegin sieht inzwischen davon ab.
Die Arbeit
Ich will auch gar nicht die Designer anprangern. Die leisten eine tolle Arbeit und es kostet viel Mühe ein ordentliches Cover zu designen. Wenn man die Zeit, die Mühe, das Material und das ganz Mimimi in betracht zieht, finde ich auch Preise von 300 Euro aufwärts nicht überzogen. Da hängt ja auch oft nicht nur das einzelne Cover dran, sondern auch noch Werbebanner, Lesezeichen usw. Die Preisdumping-Politik, die aktuell stattfindet, finde ich schrecklich. Die Ansichten, was angemessene Preise angeht, gehen so weit auseinander.
Sei es nun, was die Bücher von Selfpublishern angeht oder die Arbeit von Designern. Ich lerne täglich dazu und das nimmt viel Zeit in Anspruch. Eine Person "Bachelor of Arts in Kommuni-kationsdesign" hat einen viel Längeren Werdegang hinter sich, als ich. Sie ist also am Ende des Weges, auf dem ich mich befinde und bei dem ich nie dasselbe Ende erreichen werde, wie jemand, der es Studiert hat. Aber ich lasse mir die Rückmeldungen, die ich bekomme durch den Kopf gehen und versuche sie umzusetzen. Deswegen hat auch die Colors of Moonlight Trilogie ein neues Gewand bekommen. Die viele Rückmeldungen und meine weiterentwickelte Fähigkeit führte dazu, dass ich mir die Mühe gemacht habe, ein neues Cover zu entwerfen.
Das Negativbeispiel
Noch schlimmer finde ich Personen, die ihre Dienste als Coverdesigner anbieten und andere verunglimpfen. Mit Aussagen wie:
Ihr braucht ein ansprechendes und auf euer Buch zugeschnittenes Cover. Aber bloß kein Premade-Cover, denn die findet man an jeder Ecke. Wenn ihr ein Premade-Cover nehmt, ärgert ihr euch hinterher grün und blau. Ich mache viel individuellere Cover zu einem Preis, der zwar höher ist als ein Premade-Cover aber viel billiger als die Cover-Preise der "Top-Designer" und das bei gleicher Qualität.
Ich habe mir das Portfolio der Person, die diese Aussage getroffen hat angesehen und es ist überhaupt nicht überzeugend.
Davon mal abgesehen, ist die Aussage über Premade-Cover schlichtweg falsch!
Es gibt unglaublich tolle Premades bereits zu sehr moderaten Preisen zwischen 70-120 €. Diese Premades werden jedoch nur einmal raus gegeben. Schlimmer finde ich dann die Person, die Pixabay Bilder nimmt, einen Schriftzug drauf packt und es dann individuell nennt.
Leider ist das mit dem Begriff Designer so, wie mit den Begriffen Autor und Lektor. Es sind keine geschützten Berufsbezeichnungen und damit darf sich jeder so nennen. Natürlich gibt es viele tolle Designer und auch die Profis beherrschen ihr Handwerk. Aber es gibt eben auch die andere Seite.
Und hier ist der Punkt. Obwohl ich sehe, wie viel Besser ich seit meinen Anfängen geworden bin, würde ich meine Dienste dennoch nicht öffentlich anbieten. Warum? Weil ich das Handwerk des Coverdesigns noch nicht gut genug beherrsche. Wieso ich dann die Cover für meine eigenen Bücher mache? Weil ich es schön finde, meinen eigenen Lernprozess zu sehen und damit auch meine Fortschritte. Und so kann auch der Leser sie sehen. Außerdem mag ich das Gefühl, sagen zu können, dass es meins ist.
Als ich in SP gegangen bin, stand für mich fest, dass ich mein Know How einigen Bereichen erweitern möchte und muss. Grafiken waren ein Teil davon, schließlich will man nicht immer dasselbe Bild in einer Werbeanzeige nutzen und dafür nicht jedes Mal einen Designer bemühen.
Einige letzte Worte
Da Designer nicht gleich Designer und Autor nicht gleich Autor ist, muss die Chemie stimmen. Wenn ich den Stil von jemanden mag und mir ein Cover von demjenigen haben möchte, sollte ich auch bereit sein, dies zu Honorieren. Denn es ist verdammt viel Arbeit, die dahintersteckt.
Für diejenigen, die es selbst in die Hand nehmen möchten: Hört auf eure Leser, denn sie sind eure hilfreichsten Kritiker.
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