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AutorenbildJeanette Peters

Gegen die Masse: Gedankengänge über die Macht von Worten

Wie schnell eine Sache hochkocht, haben viele in den letzten Tagen bemerkt. Einige Personen wurden von meiner Seite blockiert? Warum? Weil sie extremistisches Verhalten an den Tag legten, einen Shitstorm und Cybermobbing unterstützten und eine sachliche Kommunikation einfach nicht möglich war. Auslöser war ein polarisierendes Buchcover, einer Autorenkollegin, die beschimpft, bedroht und gequält wurden, von Menschen, die von sich behaupten für das Recht anderer einzustehen. Dafür wurde ich ebenfalls angegangen beschimpft usw. Warum ich dennoch dabei geblieben bin gegen diese Art von Hetze vorzugehen? Hetzkampangen, Mobbing und Diffamierung sowie die Bedrohung anderer Menschen EGAL unter welchen Umständen geht einfach GAR NICHT!

Und die Hetzerei geht in einer Tour weiter. Wie weit es gekommen ist, wird denke ich an einem recht passenden Beispiel erläutert. Ich habe bei einer Diskussion einen Text gepostet, in dem ich meine Ansicht der Dinge dargelegt habe. Dafür wurde ich beschuldigt, braunes Gedankengut zu verbreiten und nicht in der Lage zu sein, sachlich zu kommentieren.

Ausschlaggebend war das Cover einer Kollegin, in das einige Personen einfach viel zu viel hineininterpretiert haben. Ich gebe zu, das Cover war polarisierend – ebenso wie der Titel, doch wenn man heutzutage nicht einmal mehr in der Kunst und in der Literatur polarisieren darf, wo dann?


Und sobald man den Klappentext gelesen hat, war klar, wie passend das Cover ist und welch wichtige Botschaft das Buch hat. Soll Kunst nicht dafür sorgen, das Zeitgeschehen einzufangen und sozial-kritisch einen Blick auf bestimmte Situationen zu werfen? Es gibt Menschen, die müssen auf drastische Weise auf Missstände aufmerksam gemacht werden. Ein polarisierendes Cover ist da das kleinste Problem, oder? Vor allem wenn das Buch ganz deutlich zeigt, wie problematisch es ist, wenn man einen Menschen an seiner Hautfarbe misst.

Nun, für einige lautet die Antwort wohl »Nein«. Die Autorin wird bedroht, persönlich beleidigt und ihrem Geschäft (Verlag) wird massiv geschädigt. Es werden Whats-App Gruppen eröffnet, in denen dazu aufgerufen wird, sich dem Shitstorm anzuschließen und die Autorin und ihr Buch zu boykottieren. Die Menschen, die dies ausgelöst haben, denken meiner Meinung nach nicht eine Sekunde darüber nach, was sie damit auslösen, wenn sie eine solche Hexenjagd veranstalten. Und das, wegen einem kleinen Wort.



Worte haben Macht, aber wenn Worte immer nur Verboten und durch andere ersetzt werden, anstatt zu versuchen Toleranz weiterzugeben und die Negativbelastung mancher Worte auszumerzen (wie zum Beispiel Neger, welches nichts anderes bedeutet als »Schwarz«, im Gegensatz zu dem Beleidigenden "Ni**er", was man tatsächlich ebenso wenig nutzen sollte, wie andere Beleidigungen), verschiebt sich das Problem nur und wird nicht gelöst.

Tatsache ist doch, dass es inzwischen beinahe jedes Jahr neue Bezeichnungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen gibt. Nehmen wir als Beispiel mal das Wort Ausländer. Heißt nichts anderes als: Jemand der aus einem anderen Land kommt. Nun befanden wohl einige Leute, dass Ausländer zu negativ klinge und beleidigend sei. Also wurde das Amt der Ausländerbeauftragten nun in Amt für Migration umbenannt. Nun will aber natürlich nicht jeder Ausländer der ein Belang bei dem Amt hat, nach Deutschland Migrieren. Dies impliziert jedoch der Name. Und auch nicht jeder Bürger mit ausländischen Hintergrund ist nach Deutschland Migriert. Migration hat inzwischen auch durch die Medien und so weiter einen eher faden Beigeschmack (das Wort, nicht die Aktion), was bedeutet, es wird nicht lange dauern und die hohen Herrschaften werden sich erneut ein neues Wort suchen.

Ist das Problem dadurch behoben?

Nein.

Selbiges gilt für das Wort Neger.

Ich habe es als Kind noch als normales Wort wahrgenommen. Für mich war ein »Neger« eben ein Mensch mit einer Dunklen Hautfarbe. Ich habe Negerküsse gegessen, ich besaß mein heiß und innig geliebtes Negerpüppli, welches heute noch existiert und familienintern weitergereicht wurde. Meine Eltern haben mir beigebracht einen Menschen nicht zu beleidigen und ihm mit Respekt entgegenzutreten. Sprich auch, dass man bestimmte Worte nicht sagt. Sie haben mir erklärt, dass nur weil jemand anders aussieht, dies nicht bedeutet, dass er anders ist. Er ist ein Mensch wie ich. Ein Neger ist ein Mensch mit dunkler Hautfarbe. Ein Weißer ein Mensch mit heller Hautfarbe.

Es hat nie eine Rolle gespielt, wo jemand herkam, wie er aussah oder an was er glaubte. Ich habe die Menschen nach ihrem Verhalten beurteilt, nicht nach ihrem ethnischen, religiösen oder kulturellen Hintergrund.

Es ist doch nicht wichtig WAS man ist, sondern WER man ist.


Und daran gemessen sind diejenigen, die aktuell diesen Shitstorm leiten und am Leben halten für mich Menschen unterster Klasse. Ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob diese Menschen ein so derart langweiliges Leben haben und ein so geringes Selbstwertgefühl, dass sie nur dadurch Erfüllung spüren können. Denn Cybermobbing, Shitstorms, Hetzereien: Solche Dinge sagen immer mehr über jene aus, die sich dem Anschließen, als über das Opfer solcher Dinge.

Diese Debatten, dass man dieses und jenes nicht sagen darf, obwohl die Worte an sich eigentlich keine negative Intention haben, sondern nur als negativ empfunden werden (und dies nicht einmal von allen, sondern nur von bestimmten Menschen), ist für mich Rassismus in seiner reinsten Form, weil es auf die Andersartigkeit der ethnischen Gruppe die es betrifft hinweist und die angebliche Abweichung von deren »Norm« nur unterstreicht. Würde man also anstatt immer neue Worte zu erfinden einfach den zukünftigen Generationen beibringen, was diese Worte wirklich bedeuten, und dass man anderen Menschen mit Respekt und Toleranz begegnet würden wir das, was einige Predigen tatsächlich LEBEN und nicht nur darüber reden.


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